Unverhoffte Entdeckung: Fossil aus Halle liefert neue Hinweise zur Evolution der Meeressaurier

22.04.2024 von Tom Leonhardt in Wissenschaft, Varia
Es war die große Erkenntnis, allerdings auf den zweiten Blick: Trachelosaurus fischeri ist der weltweit älteste langhalsige Meeressaurier. Das legen neue Analysen eines 247 Millionen Jahre alten Fossils nahe, das zum Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) der MLU gehört. Das Beispiel zeigt den großen wissenschaftlichen Wert akademischer Sammlungen.
Fossil des langhalsigen Meeressauriers Trachelosaurus fischeri
Fossil des langhalsigen Meeressauriers Trachelosaurus fischeri (Foto: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Liliana Reinöhl)

Derzeit ist das Fossil zu Forschungszwecken als Leihgabe im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Entdeckt wurde es bereits im 19. Jahrhundert in Schichten des Buntsandsteins (Mittlere Trias) in Bernburg an der Saale. Anschließend ging es in den Bestand der geowissenschaftlichen Sammlungen der Universität Halle über. Diese umfassen etwa zwei Millionen Objekte, die regelmäßig von Paläontologinnen und Paläontologen aus aller Welt zu Forschungszwecken angefragt werden. So auch im Fall von Trachelosaurus fischeri: Zwar wurde dieser im Jahr 1918 erstmals wissenschaftlich beschrieben. „Seitdem war umstritten, um welche Art von Reptil es sich bei dem Fossil handelt. Trachelosaurus fischeri verfügt über eine ungewöhnlich große Anzahl von Wirbeln. Das Skelett ist unvollständig und seine Überreste sind im Gestein verstreut“, sagt ZNS-Paläontologe Dr. Roberto Rozzi. Es blieben also Fragen offen.

Ein internationales Forschungsteam des Naturkundemuseums Stuttgart analysierte den Fund aus Bernburg nun erneut und verglich ihn mit chinesischen Fossilien des Langhals-Meeressauriers Dinocephalosaurus. Das Ergebnis: Trachelosaurus fischeri ist eng verwandt mit den chinesischen Reptilien. Damit handelt es nicht nur um den ältesten bekannten langhalsigen Meeressaurier, sondern auch um das erste Fossil seiner Art, das außerhalb Chinas gefunden wurde. Veröffentlicht wurde die zugehörige Studie kürzlich im „Swiss Journal of Palaeontology“.

Die Geschichte des Fossils zeige die Bedeutung historischer Museums- und Universitätssammlungen für die Forschung, betonen nicht nur die Studien-Autoren. ZNS-Leiter Dr. Frank Steinheimer ergänzt: „In Kombination mit neuen Funden und modernen Analysemethoden sowie computergenerierten Auswertungsverfahren liefern die Objekte in akademischen Sammlungen gerade jetzt auch nach mehr als 100 Jahren immer wieder neue Erkenntnisse. Dafür ist es nötig, diese sorgfältig aufzubewahren und für die internationale Forschung verfügbar zu halten.“

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